Dominanz und Vertrauen
sind die Grundlagen der erfolgreichen Hundeerziehung und untrennbar
miteinander verbunden.
Dominanz ohne das
Vorhandensein von Vertrauen verkommt zur bloßen Autorität. Ein
Hund kann auch unter der Anwendung von reiner Autorität lernen, es
wird ihm aber niemals Freude bereiten. Somit wird er versuchen dem
Lernen und dem Arbeiten auszuweichen (Meideverhalten) und ihm
gestellte Aufgaben nur durch die Anwendung von Zwang erledigen.
Soll ein Hund aber künftig
seine Aufgaben mit Freude verrichten, ist es unerlässlich erst mal
eine Vertrauensbasis zu schaffen. Diese Vertrauensbasis wird
normalerweise durch die tägliche Zuwendung aufgebaut. Man füttert,
streichelt, redet und spielt mit dem Hund.
Mit unseren Hunden zu
spielen ist dabei außerordentlich wichtig!!!!
Im Spiel werden alle Sinne des Hundes
gleichzeitig angesprochen und er lernt, wie im Spiel mit
seinesgleichen, unsere Körpersprache, unsere Lautäußerungen und
den engen Körperkontakt zu uns kennen. Vorausgesetzt man lässt
sich wirklich auf ein offenes, freies Spielen mit dem Hund ein.
Immer wieder fällt mir bei meiner
Hundeschularbeit auf, dass es anscheinend wirklich große Überwindung
kostet, wirklich ausgelassen mit einem Hund zu spielen. Das liegt
wohl an unserer Erziehung.. .. ein erwachsener Mensch rennt nicht über
eine Wiese, klatscht dabei vielleicht noch ausgelassen in die Hände,
wirft einen Ball, balgt sich um ein altes Handtuch, lacht und ruft:
"Hey, hey, hey!", als Aufmunterung, lässt sich von seinem
Hund, nicht die gute wetterfeste Markenjacke und Hose versauen etc.
etc. Mal ehrlich: Warum eigentlich nicht? Ein Hund kann unsere
Hemmungen in dieser Hinsicht nicht verstehen! Wehren wir den Hund
ab, um nicht schmutzig zu werden, trippeln oder schreiten wir mit
grazilen Schritten über die Spielwiese und können wir unseren Hund
nicht mit unserer Stimme vermitteln, dass auch uns das Spielen Spaß
bereitet, sind wir in seinen Augen ganz klar :
Ein (gehemmter) Langweiler - verständlicher
Weise wendet der Hund sich dann interessanteren und spannenderen
Dingen zu und lässt uns "eiskalt stehen".
Also bitte- warum nicht mal mit dem Hund
auf dem Fußboden liegend balgen, mal um das Fensterleder kämpfen,
oder auf der Wiese fangen spielen, wenn es doch keine einfachere und
schönere Möglichkeit gibt mit seinem Hund auf s e i n e Weise zu
kommunizieren, Spaß zu haben und -ganz wichtig ->
eine positive Erwartungshaltung zu fördern?
Schaffe ich es auf
diesem Weg eine positive Erwartungshaltung zu erreichen, welche den
Hund fragen lässt: "Was passiert gleich?", habe ich auf
einfache und schöne Art seine Aufmerksamkeit. Ein aufmerksamer Hund
ist auch bereit zu lernen.
Der Hund, welcher nur gestreichelt, gefüttert
und umsorgt wird, fühlt sich zwar wohl, aber er erwartet nichts
Spannendes, nichts Aufregendes vom Menschen und somit wird für ihn
alles Andere, jede Ablenkung, interessanter sein als wir.
Also noch mal: Lassen Sie sich bei jeder
Gelegenheit, die sich im Alltag bietet auf das Spielen mit Ihrem
Hund ein. Es ist schön und sehr wichtig!
Eine Spielregel sollte
es allerdings geben: Immer sollte es der
Hundeführer sein, der das Spiel beginnt und der das Spiel beendet.
Der "Rudelführer" würde sehr
gereizt reagieren, wenn er ewig zum Spiel aufgefordert würde, wenn
er keine Lust hat. Wie immer sollten wir uns auch hier am natürlichen
Verhalten im Hunderudel orientieren. Deshalb ein ganz klares und
wenn notwendig nachdrückliches "NEIN!" , wenn der Hund
nach dem Spielzeug quengelt und Sie gerade mit Besuch am Kaffeetisch
sitzen.
Zum anderen sollten Sie das Spiel beenden (....gerade wenn´s am schönsten
ist) bevor der Hund keine Lust mehr hat. Die Freude und die Spannung
auf das nächste Spiel bleibt so unvermindert hoch. Der positive
Nebeneffekt, das der Mensch sagt wann gespielt wird und wann nicht,
ist der, dass man seinem Hund ohne ein einziges hartes Wort, oder
Strafe klarmachen kann, wer der "Chef" ist.
Die "Privilegien" eines Rudelführers
zu spielen, zu liebkosen, zu füttern etc. w a n n s i e
e s w o l l e n ist eine Art von Dominanz, die ein Hund
keineswegs als unangenehm empfindet. Im Gegenteil er wird sich
vertrauensvoll an Sie lehnen und (er-)warten, was Sie von ihm möchten.
Wie sich der Hund auch im natürlichen Rudel nach dem Rudelführer
und der eigenen Rangfolge richten würde. Denn dann ist für den
Hund die Welt in Ordnung.
Es gibt für einen Hund
nur zwei Möglichkeiten zufrieden zu leben: 1.) er wird dominiert
2.) er dominiert
Bieten sich für den
Hund Chancen zu dominieren wird er sie (ganz natürlich) auch
nutzen. Das geschieht oft ganz unterschwellig.
Z.B. wenn man beim Betteln nach
Spielzeug, dem Spaziergang, oder dem Futter schließlich und endlich
doch nachgibt (....man will ja auch mal seine Ruhe haben.....-
wird sie aber so 100% niemals bekommen ). Der Hund seinen
Lieblingsplatz mit Knurren verteidigen darf (....naja, ich kann
mich auch auch woanders hinsetzen......- der in der Rangfolge unterlegene
Hund würde dieses schließlich auch tun) und man schließlich
auch noch vom Futternapf gebührend Abstand halten muss (...schließlich
braucht ja der Hund auch Ruhe zum fressen.... -schonmal gesehen wie
gemütlich, ruhig und gesittet es bei Wolfens zu Tisch zugeht?) -
Nein, spätestens wenn solche Dinge passieren habe ich mir als
Rudelführer "den Rang ablaufen lassen" und muss zusehen
das schnellstens wieder zu ändern, da ansonsten wirklich ernste
Probleme entstehen!
Hunde die oben beschriebene
Verhaltensmuster an den Tag legen sind auch keineswegs als
"undankbar" zu bezeichnen!! Ich höre das wirklich sehr
oft von Menschen, die wirklich aaaallles für ihren Hund tun
(....und jetzt macht er das!....). Nein, er ist nicht undankbar, er
m u ß sich seinem natürlichen Verhalten nach so benehmen.
Noch eine Anmerkung zum Schluss:
Hektische und neurotische Hunde, die niemals zur Ruhe finden, sind häufig
das Resultat von inkonsequenter Erziehung. Der Hund springt ewig
zwischen selbst dominieren und dominiert werden hin und her. Weiß
nie ob er jetzt kämpfen muss um zu dominieren (... weg da! Das ist
mein Futternapf), oder lieber doch "kuscht" weil Zwang
ausgeübt wird (... man
kann ja nicht alles durchgehen lassen!).
Es ist wichtig vorher zu überlegen was
der Hund darf und was nicht. Was einmal
erlaubt ist sollte für immer erlaubt sein und Verbotenes sollte
verboten bleiben- ihrem Hund zuliebe.
Gönnen Sie Ihrem Hund und sich die Ruhe
und Zufriedenheit einer festen Ordnung, wie die eines Hunderudels.
Schaffen Sie Vertrauen
und dominieren Sie - und der Weg zu einer erfolgreichen
Hundeerziehung ist geebnet.
Bis zur nächsten Folge
(Verschiedene Arten der positiven Motivation)
Ihre
Ute Ruoff
Hundeschule Ruoff